Out of Bütow

Mama fährt bei Hansi mit. Sagt sie, und hakt sich bei Hansi ein. Sie gehen beide über den Friedhofsparkplatz in Richtung Hansis Auto. Ich guck Papa an über das Dach seines Opels. „Hansi ist ein alter Freund Deiner Mutter.“ Ah, denke ich. Wir steigen ein. Nix besonderes also. „Sechs Wochen, bevor ich Deine Mutter kennengelernt habe, waren die noch zusammen.“ Bitte?! „Also Ex-Freund, Papa!“ Mein Vater schmunzelt und dreht den Schlüssel um.  Weiterlesen →

Lebensheiser

Ich kann das nicht nachmachen, dieses Nuscheln. Es klang, als würde Ottfried Fischer die Lottozahlen vorlesen und dabei Gummibärchen naschen. Meine zweieinhalb Jahre alte Tochter weiß zwar nicht, wer Ottfried Fischer ist, aber komisch fand sie das Nuscheln auch.  Weiterlesen →

Viele Spätis, nur ein Späzi

Einen Vorteil muss es ja haben, wenn man aus Bielefeld kommt. Welcher das bitte schön sein könnte? Der hier: Dumme Sprüche über meine Vaterstadt können mir nichts anhaben. Ich kenne sie alle. Alle Witze, alle Beleidigung, alle Sprüche habe ich gehört. Ich habe geweint, geschrien, mit den Augen gerollt. Jetzt bin ich immun. Selbst auf den allerneuesten Schenkelklopfer (“Bielefeld gibt’s doch gar nicht”) reagiere ich inzwischen wie ein Blinder, der gesagt bekommt, dass er zwei verschiedene Socken anhat: mit ganz egalem Schulterzucken.  Weiterlesen →

Kann gut sein

“Magst ein’ Honig?” Der kleine Mann mit dem roten Kopf zeigt auf eine schwarze Sporttasche zu seinen Füßen. Ich erkenne ein gutes Dutzend Gläser. “Wie bitte?” – “Hooo-nig!” Das Drängen des Gedrungenen passt gut in die Zeit. Immerhin ist es Samstagmorgen. Da werden entweder Autos gewaschen oder eben Einkäufe erledigt. Ein Auto habe ich nicht, vom Einkaufen komme ich gerade. Aber Honig? Der ist für mich das, was er eben ist: Insekten-Kotze. Und wenn es mich doch einmal danach gelüsten sollte, dann kaufe ich ihn bestimmt nicht hier. Auf dem Bürgersteig vor der chemischen Reinigung, zwei Gehminuten weit weg von meiner Wohnung. “Danke, aber nein.”  Weiterlesen →

München, ein Dixi-Klo

München ist schön: die Stadt so sauber, die Ordnung so aufrecht, die Bewohner so putzig, wenn sie Weltmann spielen. Ein bisschen trutschig ist München, aber was soll’s? Nicht ganz zufällig textete ausgerechnet Münchens Millionendorf-Rapper Fatoni: “Es ist nicht, wo Du bist. Es ist, was Du machst.” Und was macht München? Einmal im Jahr verkleidet es sich als Dixi-Klo. Eines, das übergelaufen ist. Eines, das drei besoffene Halbstarke umgeworfen haben. Dann ist wieder Oktoberfest.  Weiterlesen →

Opa, weißt Du noch?

Mein Opa mochte Rätsel. Kreuzworträtsel. Ich sehe ihn noch liegen auf dem kurzen Sofa, dicke Kissen im Rücken, die Beine hängen am anderen Ende über. In der Hand einen Kuli, auf dem Bauch steht das Heft. Ich mümmel Hefezopf mit Nutella und gucke Blödsinn im Privatfernsehen. Zu Hause gab’s kein Kabel und Schlechtes aus Zucker. Bei Oma und Opa schon.  Weiterlesen →

Der Schwächste fliegt

Jetzt reicht’s. Dreimal Nacktscanner. Zweimal Schuhe aus und wieder an. Ungezählte Male meine Reisepläne gerechtfertigt vor Uniformträgern, die mir mit einer Herzlichkeit begegnen, als hätte ich Buletten bestellt in einem veganen Restaurant. Alles ok. Dient ja auch meiner Sicherheit. Aber irgendwann ist Schluss! Weiterlesen →

Aufschrei!

Bettina hat noch Plätze frei. Hat sie oft. Ich weiß das, denn dann schreibt sie mir eine E-Mail. Bettina bietet Sportkurse an. Nordic Walking, Wirbelsäulengymnastik, Yoga, so was. Gerade liegt Bettina wieder in meinem Posteingang rum. Sie sucht dringend Leute für einen Pilateskurs nächste Woche. Ich überlege noch.  Weiterlesen →

Ich stehe dazu

Ich gucke Dschungelcamp. Ich habe dieses Jahr eingeschaltet, die neun Jahre zuvor, und wenn ich nicht demnächst den Amischen beitrete, dann werde ich wieder zuschauen, wie Vormalsprominente mit ihrer Peristaltik im Clinch liegen und am Lagerfeuer die Beichte ihres Lebens beichten. Mittlerweile ist Camp gucken ja so akzeptiert wie Königsberger Klopse. Die Kapern sind zwar nicht jedermanns Sache. Aber wem’s schmeckt …  Weiterlesen →

Ich höre Stimmen

Es gibt Fragen, die bekommt man lieber nicht gestellt: Haben Sie vielleicht noch eine andere Kreditkarte? Werden Sie Angaben zur Sache machen? Möchtest Du zu dieser Dschungelprüfung antreten? Oder man sitzt in der Sauna. Die Gedanken tröpfeln, der Schweiß rinnt. Plötzlich fragt es hinter einem: “Entschuldigen Sie, hat das wehgetan?”  Weiterlesen →