Kann es eine traurigere Woche geben? So lange mitgelitten, so lange gehofft. Und jetzt steht fest … der Lenné-Snack in Bonn gibt auf. Adrian „Addi“ Plonka geht im Oktober in Rente. Schluss mit Schnitzel Bernaise, kein „Was darf’s sein?“ – „Was muss denn weg?“ mehr. Am Samstag saß ich noch da! Auf mein stets knappes Budget zu Studentenzeiten geht in Addis künftiger Rentner-Finca mindestens ein goldener Wasserhahn zurück. Ich stell mir vor, es stünde mein Name drauf.
Schon gut. Es gab auch andere Themen diese Woche. Bitte sehr.
Darum geht’s diesmal: Facebook, Eric Clapton, Manchurian Donald, die Weiße Rose, Infrarotkameras, Deutschland war voraussichtlich Weltmeister, German Sparkle Party
Darum geht’s nicht: Merkel, Söder, Seehofer, Harley Davidson, Google Pay, ProSiebens Netflix-Killer
Es ist kompliziert
Mein Zaudern und Zetern über soziale Medien habe ich hier schon viel zu oft ausgeschüttet. Was gar nicht gut ist, denn ich bin nicht missionarisch eifrig, sondern ich lass es einfach gut sei. Aber dann habe ich den Text von Dirk Peitz gelesen („Es ist vorbei, Facebook„). Und deshalb hier ganz am Anfang, kurz und knapp:
In dem Text ist die Beziehung zu Facebook ein langes Auseinanderdriften. Kein plötzlicher Knall, sondern ein allmähliches nicht mehr genug gemeinsam Haben. Das macht das Ende so viel schwerer zu erklären. Hätte Facebook mein Konto leergeräumt, kein Mensch würde fragen, warum ich da verschwunden bin. Doch so gucken mich die Leute immer noch an, als hätte ich eine neuartige Rattengift-Diät erfunden.
Paul vs. Eric
Auch ich habe die 24 Minuten Carpool Karaoke gesehen, die James Corden mit Paul McCartney in Liverpool gemacht hat. Wie hätte ich auch nicht können, bei all den Menschen, die dominoweise zerflossen sind vor Rührung. Ich habe das nicht ganz verstanden. Der Film ist ein sehr gutes Filmchen, aber eben eines wie McCartney schon immer war: so salbungsvoll, so rein, so Let it be. Ist der Mann jemals wild mit der Faust fuchtelnd aufgesprungen? Vielleicht wenn es um Tantiemen ging.
Eric Clapton fand ich immer spannender, musikalisch und als Typ. Es wäre zynisch, das auf seine Schicksalsschläge zurückzuführen, auf das Heroin und auf den Alkohol. Aber so ist es nun mal. Nicht weil es so schön voyeuristisch ist, Menschen zuzusehen beim Drogen-Niedergang. Sondern weil Clapton offenbar mit etwas rang, auf der Strecke blieb, aber jetzt steht er wieder. Das will doch jeder.
Heute erscheint die Clapton-Dokumentation Eric Clapton: A life in 12 bars auf DVD. Für den Film hat Clapton sein persönliches Archiv aufgemacht. Sprechende Köpfe in Guido-Knopp-Manier gibt es nicht. Regisseurin Lili Fini Zanuck lässt vor allem Bilder sprechen. „Das Meisterwerk einer Musikerbiographie“, sagt der Deutschlandfunk.
MEHR DAVON: Bevor jemand die DVD bestellt respektive erst einmal „DVD“ googelt: Life in 12 bars ist auch als Stream erhältlich. Unter anderem bei Amazon, Maxdome und iTunes.
Cool bleiben
Ein Forscherteam hat eine Folie entwickelt, die alles hinter der Folie für Wärmebildkameras unsichtbar macht. Die Geheimhaltefolie soll eine echte Sensation sein, schreiben sie in den Nano Letters. Und Arnold Schwarzenegger so: “Really?”
Shitstorm anno ’45
Einen Shitstorm besonderer Güte löste seinerzeit das Buch “Es waren ihrer sechs” von Alfred Neumann aus. Denn er hatte den Widerstand der “Weißen Rose”, die Verhaftung, Verurteilung und Hinrichtung ihrer Mitglieder romanhaft und sprachdick verarbeitet. Darf der das? Auf keinen Fall! Das war der Tenor. Das sagt ein bisschen was über das Buch aus. Aber noch viel mehr darüber, wie man sich im Nachkriegsdeutschland erinnern lassen wollte. Und mit welch verschränkten Armen Exilautoren nach Kriegsende in Empfang genommen wurden in der alten Heimat.
Das 1944 erstmals erschienene Buch ist im 75. Jahr nach der Ermordung der Geschwister Scholl als reich kommentierte Ausgabe neuaufgelegt worden. Nächste Woche also im Briefkasten.
Manchurian Donald?
Wer Der Manchurian Kandidat gesehen hat, findet folgende Theorie vielleicht gar nicht so absurd: Donald Trump ist der ferngelenkte Handlanger einer üblen Macht, die sich des Präsidenten bemächtigt hat, um noch mehr Übles zu tun. Jetzt ergibt alles einen Sinn: Auf Trumps Festplatte wurde offensichtlich die künstliche Intelligenz Norman gespielt. Die AI wurde mit “den dunkelsten Ecken” des Internets gespeist (= Reddit) und ist deshalb ein wahrer Psychopath. Zum Beleg ließ man Norman einen Rorschach-Test machen. Wo normale Menschen “eine Vase mit Blumen” sehen, sieht Norman: “ein Mann wird in den Kopf geschossen”.
MEHR DAZU: Aber bitte jetzt nicht wieder Angst bekommen vor Künstlichen Intelligenzen. Der Test oben hat nur eins bewiesen: “It’s all about the data.” Kippt man Müll in den Algorithmus, kann der Algorithmus auch nur Müll ausspucken. Die Maschinen werden die Macht schon nicht übernehmen, so lange sie so bravourös den kommenden Weltmeister voraussagen, wie dieses statistische Modell der UBS-Bank etwa einen Monat vor der WM.
Augen zu und weg
Was fängt eigentlich Quartierfragerin Katrin Müller-Hohenstein mit den zwei Wochen Extraurlaub an, die ihr Jogi Löw geschenkt hat? Die Fünfter-Stern-Party fällt ja bekanntlich aus. Was sehr schade ist. Denn Party, das wusste schon The Something Experience, das können wir Deutschen.
Auf Wiedersehen
Am Sonntag trifft sich die Manchurian-Koalition. Wer weiß, ob es uns am Montag überhaupt noch gibt. Also hoffentlich
Bis nächste Woche
Andreas
p.s. Ich habe versprochen, dass jeder, der den Newsletter dreimal weiterleitet, eine handgeschriebene „Eskapade“ bekommt. Damit Du siehst, was für ein turboprofessionelles Unternehmen ich bin: Ich habe natürlich überhaupt keine Ahnung, ob Du das getan hast. Keine Pixel habe ich eingebaut oder Code-Schnipsel angehängt. Wenn Du also so großartig warst, schreib mir einfach kurz und schick Deine Postanschrift mit. Und schick mir bloß keine Beweise, dass Du den Newsletter dreimal weitergeleitet hast. Ich vertraue Dir.