Es ist diese zauberhafte Zeit im Jahr. Die Stadt reißt die Straßen auf, weil darauf so wenig los ist, und Deine Mutter schickt per WhatsApp: “Die Ersten haben schon runtergesetzt!” Dann weißt Du, es ist Sommer.
> Darum geht’s diesmal: billig Sonne, Nörgel-Nigge, Ich-Form, einen Aussteiger, einen Motherfucker, Emmys und Wasserballkappen > Darum geht’s nicht: ob die “Zeit” und Miriam Lau von allen guten Geistern verlassen sind, ob man bei der Rettung von Thailändern mitfiebern darf, wer meine digitalen Daten erbt, dass Beate Zschäpe U2 hört
Das Schnäppchen der Woche
Solltest Du aus NRW kommen, könntest Du heute im Stau gestanden haben. Denn bei Dir fingen die Schulferien an. Ich hoffe nur, Du warst auf dem Weg nach Kreta. Da ist die Sonne im Juli nämlich am preiswertesten. Das britische Vergleichsportal “Compare the Market” hat ausgerechnet, dass die Stunde Sonne auf Kreta jetzt gerade 13 Euro kostet. In Dublin sind es 52.

Mehr davon: Auf die Zahlen kommen die Vergleicher, indem sie die durchschnittlichen Sonnenstunden an Europas beliebtesten Reisezielen, die Flugpreise und die Hotelkosten in eine Excel-Tabelle werfen. Das ist ein bisschen spannend. Aber auch viel sinnfrei.
Der Gipfel der Woche
Donald Trump kasallat durch Europa. Beim Treffen mit Wladimir Putin am Montag dürfte es noch am freundlichsten zugehen. Die Alliierten in Brüssel und London haben aufs Maul gekriegt. Sprichwörtlich! Bei Trump muss man das dazusagen. Und weil das alles zwar absurd, inzwischen aber auch erwartbar ist, schalten wir schnell rüber zu einem Treffen von ganz unverhofftem Wert.
Stefan “Nörgel-Nigge” Niggemeier traf Harald “Ich-Form” Martenstein. Dazu muss man wissen: Den Medienjournalisten und den Kolumnisten verbindet seit Jahr und Tag eine tiefe Abneigung. Sie nennen sich “Landplage” oder “dummstolz”. Ihr Gekabbel ist auch eine große Medienheini-Nabelschau. Vor allem aber vertreten sie diese beiden Weltsichten, die gerade immer irgendwo irgendwie im Clinch liegen. Niggemeier versus Martenstein ist der Prototyp jedes Streits übers Binnen-I, über Unisex-Klos, über Frauenquoten, Schwulenehe, Verbote, Gebote, Aufregen und Lockerbleiben.
Als aufgeklärter Unideologe sieht man ja ratlos zu, wie sehr fassungslos die einen Menschen über die anderen Menschen ständig sind und wie wenig Diskussion noch dazu dienen soll, alle zusammen cleverer zu machen. Mich stresst weniger, wenn sackdoofe Gaulands, Matusseks und Pirinçcis rumbrüllen. Mich stresst, wenn Schlaue es ihnen nachtun. Deshalb ist das Treffen vom Dummstolzen und der Landplage eine echte Beruhigungspille.
Der Drinnie der Woche
Der werde wohl ich sein. Ich habe ein paar Tage frei. Sollte die Sonne brennen und das Thermometer steigen, heißt das für mich nur, dass ich die Jalousien tiefer runterlasse. Schließlich muss ich noch 112 Emmy-Nominierungen nachflixen.
Mehr davon: Je erfolgreicher Netflix wird, umso lauter schlottern die Sender und Studios. “Netflix versucht bewusst, das bestehende Ökosystem der Branche zu zerstören”, sagt ein Hollywood-Manager. Ich sag: Nicht mal Claudia Roth entfährt in diesem Fall ein “Dagegen muss man doch was tun!”.
Der Aussteiger der Woche
Mathias Müller von Blumencron war mal Digitalchef beim Spiegel in Hamburg. Pendelte dann eine Weile nach Frankfurt, um dasselbe bei der FAZ zu sein. Bis er Ende 2017 rübermachte in die Rubrik “Was macht eigentlich …?”. Jetzt gibt es die Antwort: Er schippert übers Meer. An Bord der “Red” nahm er an der “Atlantic Anniversary Regatta” teil, und alles lief bestens, als plötzlich der untere Beschlag des linken Ruders abriss. Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet. Aber ich ich meine zu erkennen, dass Mathias Müller von Blumencron keines der journalistischen Alphatierchen ist, die nichts weniger können, als ungehört zu bleiben.
Aus lauter dringend noch was zu sagen Haben wechseln die einen zur “Welt” und suchen dort, ihre lahmende Wahrnehmung zu pimpen (Henryk M. Broder, Gisela Friedrichsen, zeitweise Matthias Matussek). Andere machen in der heimischen Bibliothek – vor zwei laufenden Metern Eigenwerk – ein mittelständisches Meinungsunternehmen auf (Roland Tichy, Gabor Steingart). Mathias Müller von Blumencron aber schickt von unterwegs, die Azoren fest im Blick, E-Mails in denen Sätze stehen wie: “Danach mussten wir das Ruder wieder einsetzen, bei einem Meter Schwell keine einfache Übung.” Und wir lernen: Der Atlantik ist das bessere Abklingbecken.
Der Badass Motherfucker der Woche
Rick Astley hat heute ein neues Album rausgebracht, was ziemlich egal ist, weil es voll ist mit diesem Soul von Rick Astley, der so knusprig ist wie ein Milchbrötchen. Aber das ist eine gute Gelegenheit, daran zu erinnern, was für eine coole Sau Rick Astley eigentlich ist. Der arme Mann ist ja unverschuldet zum langlebigsten Meme auf Gottes Erde geworden. Das nimmt er aber so sehr nicht krumm, dass er letzten Sommer Ja sagte, als Dave Grohl ihn bei einem Foo-Fighters-Auftritt am Bühnenrand entdeckte und ihn fragte, ob sie zusammen die Hütte rickrollen wollten. Kann man eigentlich nicht oft genug anschauen.
Mehr davon: Der große Moment konnte auch deshalb passieren, weil “Never gonna give you up” und “Smells Like Teen Spirit” im Grunde dasselbe Lied sind. Glaubst Du nicht? Aber isso.
Dovidenja!
Seit Tagen versuche ich, im Dalmatiner-Grill in Bogenhausen jemanden ans Telefon zu bekommen. Entweder die kroatischen Besitzer machen Ferien. Oder man hört das Klingeln nicht unter der Wasserballkappe. Bald ist die WM vorbei. Dann klappt’s auch wieder mit dem Djuvec-Reis.
Bis nächste Woche
Andreas