Ein Hauch von Aufgeben ist in dieser Woche durch meine soziale Umgebung gezogen. Ehemals frohgemute Optimisten, die der Krise bis zuletzt mit innerlich hochgekrempelten Ärmeln begegneten, strömten bei allem, was sie sagten, Mutlosigkeit aus. Ob’s an der näherschwappenden zweiten Corona-Welle liegt, vermag ich nicht zu sagen. Oder an der schieren Dauer der Corona-Habachtstellung? Oder einfach nur am herankriechenden Novembernebel?
1 Platte
Also sei Schmökern das Thema dieser “Eskapade”. Denn das Einkuscheln des Hirns bei gleichzeitigem anstrengungslosen Forttragen desselben zu verlockenderen Stimmungen, tut gut, nicht nur bei Corona-Defätismus, sondern auch im Falle vorzeitiger Novemberfühligkeit. Doch was bitteschön ist der Schmöker unter den Musiken? Enya zu Kerzenschein und Entspannungsbad sowie Mickie Krause mit seinem Corona-Ballerbumms “Nur ne Maske an” schließen wir mal aus.
“Escape” von “Journey” ist schon ob des Namens verehrungsüberfällig an dieser Stelle. Und tatsächlich ist die Platte ein gute Wahl, wenn man auf der Suche nach einem Donna-Leon-Krimi für die Ohren ist: lullt ein, strengt den Kopf nicht an, aber zu viel davon wäre auf Dauer öde. Journey ist eines der musikalischen Ereignisse, von denen nach beinahe fünf Jahrzehnten nur noch der Name übrig geblieben ist. Gut, in diesem Fall immerhin auch eins der Gründungsmitglieder. Die eigentliche Schaffensphase der Rockband lag zwischen 1973 und 1987. Seitdem wird vor allem der Kult gemolken.
“Escape” aus dem Jahr 1981 war das erfolgreichste Album der Band. Eine echte Pophit-Dusche ist gleich der erste Song: “Don’t stop believin’”. Kennt jeder, mag jeder, ist ein duftes Lied. Das belegen auch die ungezählten Cover und Verhonepiepelungen. Aber die ganze Platte klingt dufte und löst Verkrampfungen im Besorgnis beladenen Cortex.

1 Buch
Ich habe eine Theorie: Am unbefangensten und deshalb wirkungsvollsten lässt es sich schmökern außerhalb des eigentlichen Alltags und des eigenen Geschmacks. Ein Regisseur von TV-Formaten, in denen Prominente vorne reinstecken müssen, was bei australischen Tieren hinten rauskommt, kann beim Dschungelcamp nicht entspannen, weil er gar nicht anders kann, als sich dienstliche Gedanken zu machen. Mir hingegen gelingt Entspannung beim Dschungelcamp gut.
Ähnlich mit dem Geschmack: Was ich nie lese (und was auf mich im Grunde dieselbe Wirkung hat wie Sachen, die hinten aus australischen Tieren rauskommen), ist Fantasy. Hobbits, Ringe, Potters, den ganze Kram kann ich nicht, will ich auch nicht. Aber er ist mir eben auch genau richtig egal, sodass ich ihn ganz unvoreingenommen zu mir nehmen kann, mithin wegschmökern.
Schöne, unangestrengte Stunden in dieser Hinsicht hat mir “Vier Farben der Magie” von V.E. Schwab bereitet. Das Buch hat alles, um den Novembernebel vergessen zu machen, ohne gleich wieder ins nächste Grübeln hinüberzukippen. Es gibt auf der Welt vier Dimensionen, jede hat ein eigenes London. Überall herrscht Magie, mal mehr, mal weniger. Nur ein paar Auserwählte können wandeln zwischen den Welten. Und dann passiert … genau das, was jeder jetzt vermutet.
“Vier Farben der Magie” ist der Auftakt einer “Erfolgstrilogie”. Aber ehrlich, so lang ist der November nun auch wieder nicht.
Bis nächste Woche!
Andreas
Links
Don’t stop believin’, ‘Glee version (Youtube)
V.E. Schwab: Vier Farben der Magie (fischerverlage.de)
Bücher, die hier vielleicht bald auftauchen (goodreads.com)
Platten, die hier eventuell einmal besprochen werden (discogs.com)
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